Im Mai fand zum 7. Mal der Freiheitslauf am G5 in Eimeldingen statt. Die Sponsorengelder dieses Benefizlaufs gingen dieses Mal an Open Schools Worldwide und an die Freedom Business Alliance. Wir von Made in Freedom waren auch am Start und sind begeistert vom großen Einsatz der Läufer für mehr Freiheit in der Welt. Denn die gesponserten Organisationen bewirken einen wirklichen Unterschied für die Ärmsten der Armen.
Der Erlös dieser Made in Freedom-Shirts kam auch Open Schools Worldwide zugute. In diesem Blog stellen wir immer wieder solche Organisationen vor, die uns durch ihre Arbeit inspirieren und die wir auch unterstützen wollen, wie zum Beispiel Open Schools Worldwide (OSWW). Open Schools Worldwide ermöglicht den ärmsten Kindern in afrikanischen Ländern eine grundlegende Schulbildung und damit eine Perspektive für ihr Leben. Das folgende Interview mit dem OSWW-Geschäftsführer Phil Peters führte Heike von Made in Freedom:
MIF: „Freiheit“ ist ja ein Begriff mit vielen Facetten. Made in Freedom hat das Ziel, dass möglichst viele Frauen durch eine fair bezahlte und würdevolle Beschäftigung in Freiheit ihren Lebensunterhalt verdienen können. Was bedeutet Freiheit für Dich im Zusammenhang mit der Arbeit von Open Schools Worldwide?
Phil: Wir widmen uns ja den allerärmsten Kindern, hauptsächlich in Südafrika, die aus verschiedenen Gründen
in Armut leben. Und die Freiheit, die wir diesen Kindern anbieten wollen, kann durch Bildung erreicht werden. Bildung bedeutet hier konkret Lesen, Schreiben und Rechnen. Dadurch bekommen diese Kinder die Möglichkeit, aus diesem Teufelskreis der Armut auszubrechen. Denn sie bekommen das Handwerkszeug dafür, entweder in eine normale Schule zu gehen oder beispielsweise ein kleines Geschäft zu gründen. Ohne diese Fähigkeiten bleiben sie wahrscheinlich ihr ganzes Leben in dieser Armut stecken. Bildung ermöglicht also Freiheit für ihr Leben. Und wir hoffen auch, dass dies auch ihre persönliche Sicht auf das Leben verändert, auf ihre Zukunft und ihre Ewigkeit.
MIF: Viele Projekte gegen Armut in Entwicklungsländern scheinen oft nur wie ein Tropfen auf den heißen Stein. Welche Erfahrungen hast Du gemacht, die durch wirklich positive Veränderung für die Ärmsten Dein Engagement bestätigt und gestärkt haben? Hast Du ein Beispiel?
Phil: Ja, dieser Einwand scheint sehr berechtigt. Laut einem neuen Bericht der UNO gibt es weltweit etwa 260 Millionen Kinder, die keinen Zugang zu Bildung haben. Deswegen kann man wohl schon von einem Tropfen auf den heißen Stein sprechen, wenn man bedenkt, dass wir nur einen kleinen Bruchteil dieser Kinder erreichen. Aber wir haben erkannt, dass man eben nicht nur das Leben eines einzelnen Kindes verändert. Denn durch die ganz andere Mentalität in Afrika verändert dies auch sein komplettes Umfeld, seine Familie und sein Dorf, weil dort das Leben von einer sehr engen Gemeinschaft bestimmt und viel miteinander geteilt wird. Und wir haben wirklich tolle Beispiele für positive Veränderung.
Ich denke beispielsweise an Anna, ein Mädchen, das auf Grund einer Hautverfärbung schon als kleines Kind von allen verstoßen worden war, weil das in Afrika oft als Fluch gesehen wird. Einer unserer Freiwilligen hat Anna entdeckt und mit ins Lernprogramm aufgenommen. Nachdem sie Lesen und Schreiben gelernt hat, konnte sie auf eine christliche Schule im Norden Südafrikas gehen. Später ist sie nach ihrem Schulabschluss erst zu uns gekommen und dann zurück in ihr Heimatdorf gegangen, aus dem sie verstoßen wurde, und hat dort Kinder unterrichtet. Inzwischen konnte sie auf die Universität gehen und hat sogar einen Preis für Gedichte, die sie geschrieben hat, gewonnen. Früher war sie menschlich gesehen auf der untersten Stufe und wegen dieser Pigmentstörung verstoßen. Aber mittlerweile hat sie durch ihren Einsatz vielen anderen Kindern geholfen und dieses Beispiel ist für uns natürlich eine großartige Motivation. Bis heute sind es schon zwischen 30.000 und 40.000 Kinder, denen wir helfen konnten, und so wird der „Tropfen auf den heißen Stein“ zu viel mehr als einem Tropfen.
MIF: Um in Afrika vor Ort helfen zu können, braucht Open Schools Worldwide bzw. ihr als Mitarbeiter ja auch Unterstützung. In welcher Form kann man Euch unterstützen oder welche Hilfe wünscht Du Dir für Eure Arbeit?
Phil: Auch wenn wir eine ziemlich kosteneffektive Arbeit machen, da wir keine Schulen bauen, sind wir auf Spenden
angewiesen. Wir sind sehr überzeugt von der Kosteneffizienz, weil wir — ohne Tische und Stühle kaufen zu müssen — mit Hilfe von „lap desks“ die Schulbildung bis zur dritten Klasse vermitteln können. Dieses können die Kids einfach auf dem Boden sitzend auf den Schoß nehmen und damit lernen. Also man sieht hier (siehe Foto) ein „lab desk,“ das für Südafrika entwickelt wurde, mit Karte, Alphabet, 1×1, Lineal, Farben und Formen sowie der Uhr. Es sind aber auch wichtige Informationen für Gesundheit darauf gedruckt wie z.B. das Vorgehen bei Dehydrierung oder Telefonnummern für den Notfall. Auf der Rückseite ist eine schwarze Tafel, auf der die Kinder dann mit Kreide schreiben können.
Wir haben also keine Kosten für Gebäude und auch keine Lohnkosten, da wir mit Freiwiligen arbeiten, die wir ausbilden. Aber natürlich haben wir auch Ausgaben, so dass die Ausbildung bis zum Drittklassniveau innerhalb von 5-8 Monaten etwa 50,- Euro pro Kind kostet. Damit bekommt jedes Kind das Potential für ein Entkommen aus der Armut und persönliche Freiheit. Eine Spende von 300,- Euro würde also schon 6 Kindern eine neue Zukunft geben.
MIF: Welche Möglichkeiten der Unterstützung gibt es abgesehen von Spenden?
Phil: Es ist auch eine große Hilfe, wenn Menschen dazu beitragen, Open Schools Worldwide bekannter zu machen. Manche unserer Freunde sind auch schon von hier mitgekommen und haben uns in Afrika unterstützt — also sogenannte „Vision Trips,“ auf denen Menschen ein Herz für diese Arbeit bekommen und zu Botschaftern werden. Weil die meisten nicht genug Zeit haben, um die Länge einer Ausbildung zu begleiten, überlegen wir, wie wir Formen von Kurzeinsätzen integrieren können. Indem wir zum Beispiel mit in die Townships oder Müllhalden gehen und dort kurzfristigere Aufgaben übernehmen. In Simbabwe hat OSWW beispielsweise für die Kinder neben einer Müllhalde einen großen Sonnenschutz gebaut, damit die Schüler etwas besser vor Hitze und Lärm geschützt sind. Wir könnten auch internationale Helfer in der Suppenküche einsetzen, um die Kinder zu versorgen, die sonst nur im Müll Essen suchen können. Aber generell sind die Leute, die wir für den Unterricht ausbilden, Einheimische — was auch viel kosteneffizienter ist.
MIF: Das ist wirklich eine wunderbare Arbeit. Wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen Dir Alles Gute!